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Abtreibung

Die Geschichte von Abtreibung

Auch wenn die Abtreibungsraten heutzutage aufgrund der hohen Effizienz medizinischer Verfahren kontinuierlich steigen, reicht die Geschichte von Abtreibung mindestens vier Jahrtausende zurück. Archäologische Manuskripte aus dem alten China und Ägypten enthalten die ersten Gesetze zur Regulierung von Fortpflanzung, die Abtreibungen in seltenen Fällen und unter Verwendung abortiver Kräuter ermöglichten. Auf der anderen Seite wurden strenge Strafen verhängt, wenn eine Frau ohne die Zustimmung ihres Mannes eine Schwangerschaft beendete. [1]

Bürger des antiken Roms und der griechischen Poleis waren ebenfalls mit dem pränatalen Abbruch des menschlichen Lebens vertraut. Es wurden eine Vielzahl von Abtreibungsmethoden entwickelt und weit verbreitet angewendet. Sogar die Schriften bekannter Philosophen wie Plato, Hippokrates und andere präsentierten eine große Bandbreite an Techniken, um geplante Fehlgeburten herbeizuführen. Beispiele dafür sind das Essen von Silphium (eine historisch nicht eindeutig definierte Pflanze) oder Aristolochia (Geburtskraut), die Verwendung von Küretten, Fasten, Kräuterbäder und das Straffen des Bauchbereichs, um die toten Gliedmaßen des ungeborenen Kindes auszuscheiden.[2] Dennoch war der Abbruch von Schwangerschaften vor allem im Bereich der Prostitution weit verbreitet und wurde vom römischen Staat als schlechtes Beispiel für die Gesellschaft im Allgemeinen und als Eingriff in die elterlichen Rechte angesehen. Daher war die häufigste Strafe für Ärzte und Hebammen, die Flüssigkeiten mit abortiven Pflanzen abgaben (vor allem in den ersten Monaten der Schwangerschaft, bevor die ersten Bewegungen des ungeborenen Kindes spürbar waren), das vorübergehende Exil. [3]

Dieser Trend setzte sich sogar bis ins Mittelalter fort und hielt bis in die moderne Ära an. Besonders das 19. Jahrhundert war eine Zeit strenger Regulierungen gegen Abtreibungen von der Empfängnis bis zur Geburt aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate bei chirurgischen Abtreibungen und der Dämonisierung von „Hinterhof-Abtreibern“. Selbst mit dem Aufkommen des frühen Feminismus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert gab es Feministinnen wie Aktivistinnen, die Abtreibung ablehnten. Dazu gehören Elizabeth Cady Stanton und Susan B. Anthony, weil sie der Meinung waren, dass diese Praxis die eigentlichen gesellschaftlichen Ursachen nicht löse. [4]

Die Geschichte der Abtreibung in unserer Zeit beginnt in den 1920er und 1930er Jahren mit der ersten massenhaften Herstellung von Abtreibungspillen durch verschiedene Unternehmen und den ersten Gesetzen, die Abtreibungen zum Schutz des Lebens der Mutter erlaubten. Das erste Land in Europa, das dies ermöglichte, war die RSFSR im Jahr 1920, was in den 1950er Jahren zu einer Liberalisierung in vielen osteuropäischen Ländern führte.[5] Das nationalsozialistische Deutschland nutzte Abtreibungen aus eugenischen Gründen, wie etwa bei behinderten Kindern und Nachkommen der „nicht-arischen“ Bevölkerung. [6] Die meisten westeuropäischen Länder – beginnend mit Großbritannien – liberalisierten Abtreibung in den 1970er, 80er und 90er Jahren als eines der Ergebnisse der Proteste von 1968. 2024 beschloss der französische Staat, Abtreibung als Bürgerrecht in ihre nationale Verfassung aufzunehmen.


[1] Joffe, Carole (April 3rd, 2009): Abortion and Medicine: A Sociopolitical History. Management of Inintended and Abnormal Pregnancy: Comprehensive Abortion Care (pp. 1-9). https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/9781444313031.ch1.
[2] Klotz, John William (1973): A Christian View of Abortion.
[3] Sallares, J. Robert (2003): „abortion“, in Hornblower, Simon; Spawforth, Anthony (eds.), The Oxford Classical Dictionary (3rd ed 19).
[4] Anthony, Susan B. (1869): The Revolution. https://web.archive.org/web/20190319124548/http:/www.prolifequakers.org/susanb.htm.
[5] Heer, David (1965): Abortion, Contraception, and Population Policy in the Soviet Union (pp.531-539).
[6] Trials of War Criminals Before The Nurenberg Military Tribunals Unter Control Council Law No. 10 (1947): https://www.loc.gov/item/2011525364_NT_war-criminals_Vol-IV (pp. 609f).

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